Sparmodell Pflegefamilie? Ja!

Der aktuelle Stand

„Um als Pflegefamilie zusammenzuwachsen, braucht es Zeit und Geduld. Pflegekinder benötigen unabhängig ihres Alters die Aufmerksamkeit ihrer Pflegeeltern, um eine Beziehung aufzubauen und das neue Familienleben kennenzulernen. Wenn Sie ein kleines Kind aufnehmen, so ist es wünschenswert, dass eine Pflegeperson anfänglich zu Hause bleibt und vollumfänglich für das Pflegekind da zu sein. Als Pflegeperson haben Sie Anspruch auf Elternzeit, jedoch nicht auf Elterngeld.“1

Frage: Wie finanziere ich in der Elternzeit meinen eigenen Unterhalt?

„Für Pflegekinder zahlt das Jugendamt monatliches Pflegegeld, welches den Lebensunterhalt des Pflegekindes deckt. Ihre wirtschaftlichen Verhältnisse müssen so stabil sein, dass Sie Ihren Lebensunterhalt eigenständig decken können.“2

In der Praxis bedeutet das:

„41 % der sozialen Eltern nahmen keine Elternzeit in Anspruch. 53 % der sozialen Eltern finanzier(t)en die Elternzeit mit eigenen Ersparnissen.“ (Schutza, 2024 S. 63)3

Einige Landkreise zahlen sozialen Eltern in der Elternzeit „elterngeldähnliche Leistungen“. Dies ist keine Maßnahme um das Pflegekinderwesen „attraktiver“ zu machen, wie oft betont wird, sondern nicht nur meiner Ansicht nach eine Grundvoraussetzung!

„Ab August 2024 erhalten Pflegeeltern in Bremen monatlich 850 Euro zusätzlich, wenn sie für ein Pflegekind Elternzeit in Anspruch nehmen. Diese „elterngeldähnliche Leistung“ soll den Verdienstausfall ausgleichen und mehr Pflegefamilien gewinnen. Ziel des bis 2029 befristeten Modellprojekts ist es, die Zahl der Pflegeplätze zu erhöhen und die Kosten der Heimunterbringung zu senken.“ https://jugendhilfeportal.de/artikel/elterngeldaehnliche-leistungen-fuer-pflegeeltern

Der Verdienstausfall ist damit kaum ausgeglichen, wie an der genannten Summe deutlich zu erkennen ist. Stationäre Einrichtungen erhalten für das selbe Kind monatlich 6.913€ – 9.755,70€.

Beispiel: https://www.jugendhilfe-eltmann.de/informationen/entgelte-und-preise/

Sparmaßnahmen

Das Sparpotential sehr klar erkennbar. Laut Destatis wurden im Jahr 2024 rund 128.000 junge Menschen in einem Heim betreut. Nehmen wir an, dass die Pflegefamilie bei maximal einem Kind pro Familie 3.473€ für zwei Pflegepersonen inklusive einer echten Alterssicherung erhält (Schutza, 2024 S. 65)4 . Wir nehmen den niedrigsten Satz für stationäre Einrichtungen von 6.913€ subtrahieren 3.473€ und erhalten 3.440€ pro Monat und Kind. Im Jahr sind dies 41.280€ pro Kind. Nehmen wir weiter an das wir „nur“ 20.000 Kinder in Pflegefamilien vermitteln können, dann kommen wir auf 68.800.000€ die pro Jahr eingespart werden können.

  1. https://www.leipzig.de/jugendfamilie-und-soziales/pflegekinder-und-adoption/pflegekinder-aufnehmen ↩︎
  2. https://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/pflegekinder-und-adoption/pflegekinder-aufnehmen ↩︎
  3. Schutza, N. (2024) Reformbedarf im Pflegekinderwesen – Eine quantitative Untersuchung zur bedarfsgerechten Unterstützung (werdender) sozialer Eltern für ein gelingendes Vollzeitpflegeverhältnis in einer auf Dauer angelegten Lebensform. Schulz-Kirchner-Verlag ↩︎
  4. Schutza, N. (2024) Reformbedarf im Pflegekinderwesen – Eine quantitative Untersuchung zur bedarfsgerechten Unterstützung (werdender) sozialer Eltern für ein gelingendes Vollzeitpflegeverhältnis in einer auf Dauer angelegten Lebensform. Schulz-Kirchner-Verlag ↩︎

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